Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums e.V.

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Berichte chronologisch

Mai 2006: Menschen: Endlich! Öffentliche Würdigung für James Simon

Wenn am 22. Mai 2006 in der Bundesallee 23 in Berlin-Wilmersdorf, der ehemaligen Kaiserallee, eine Gedenktafel enthüllt wird, die an James Simon erinnert, der hier von 1928 bis zu seinem Tod am 23. Mai 1932 gewohnt hat, so ist dies die erste Würdigung im öffentlichen Raum, die diesem größten Mäzen der Berliner Museen zuteil wird. Ihr wird schon bald ein Festakt in der Tiergartenstraße 15 folgen, in der Landesvertretung Baden-Württemberg; hier stand seit 1883 die Villa der Familie Simon, hier fand der Porträtkopf der Königin Teje seine erste Berliner Heimat, hierher kam Kaiser Wilhelm II., um die 'bunte Königin', die Nofretete-Büste, zu besichtigen. Die beiden umfangreichen Sammlungen zur Kunst der Renaissance und des Barock, die James Simon 1904 und 1918 den Staatlichen Museen schenkte und die zu den wertvollsten Beständen der Gemäldegalerie und der Skulpturensammlung gehören, wurden hier zusammengetragen und bildeten ein Privatmuseum, das nicht ohne Einfluß auf die Konzeption des Kaiser-Friedrich-Museums (heute Bode-Museum) und des Deutschen Museums im Nordflügel des Pergamonmuseums blieb.
Beim Festakt in der Tiergartenstraße wird eine Bronzetafel an der Fassade der Landesvertretung enthüllt, und im Foyer wird eine kleine Ausstellung des Ägyptischen Museums und der Gipsformerei Repliken der Porträts der Königsfamilie um Nofretete und Echnaton zeigen, die durch die Fundteilung der Amarna-Grabungen in den Besitz von James Simon gelangten. Er war es, der die Grabung finanzierte und Vertragspartner der ägyptischen Altertümerverwaltung war. Diese kleine Ägypten-Ausstellung steht stellvertretend für die mäzenatischen Aktivitäten von James Simon, denen das Vorderasiatische Museum nicht nur das Ishtar-Tor und die Prozessionsstraße von Babylon verdankt, sondern auch seine institutionelle Selbständigkeit, auf dessen Initiative - gegen den Willen des allmächtigen Generaldirektors W. v. Bode - das Museum für Volkskunde (heute Museum Europäischer Kulturen) in den Kreis der Staatlichen Museen aufgenommen wurde, der für das Museum Ostasiatischer Kunst 1500 Farbholzschnitte erwarb.
Der Gesamtumfang der Schenkungen von James Simon an die Staatlichen Museen ist ebenso schwer überschaubar wie dessen soziales Engagement, das in seiner finanziellen Dimension sicher die Kunststiftungen bei weitem übertraf. Volksbadeanstalten, Kindererholungsheime, Vereine zum Jugendschutz, zur Ärztefortbildung, aber auch zur Unterstützung von Juden in Osteuropa und im Vorderen Orient stehen als öffentlich wahrgenommenes Engagement auch für ungezählte, nirgendwo dokumentierte Hilfsmaßnahmen in individuellen Notlagen. Die Diskretion, mit der James Simon sein einzigartiges Verantwortungsgefühl gegenüber seinem Heimatland, gegenüber der Gesellschaft und gegenüber den Schwachen und Unterprivilegierten ausübte, spricht nicht zuletzt aus seinem Satz: 'Dankbarkeit zu erwarten, ist etwas, womit man niemand belasten sollte.'
Fast 75 Jahre nach seinem Tod ist es wohl an der Zeit, dass wir uns ihm dankbar erweisen. Sein Bronzeporträt im Eingangsbereich des Ägyptischen Museums im Alten Museum wird zur Sonderausstellung in der Tiergartenstraße reisen, eine Nofretete-Replik findet ihren festen Platz im Foyer vor dem Ministerzimmer. Um Bernd Schultz hat sich ein Initiativkreis James Simon gebildet, der auch vom Altbundespräsidenten Richard von Weizäcker und der Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck unterstützt wird. Er hat sich zum Ziel gesetzt, eine Straße in Berlin Mitte nach James Simon zu benennen, und er kann erste kleine Erfolge auf diesem langen, hindernisreichen Weg verbuchen. Eine James-Simon-Stiftung soll künftig einen Preis für mäzenatisches Engagement verleihen. Die Staatlichen Museen zu Berlin und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehen mit gutem Beispiel voran. Das Zentrale Eingangsgebäude, das zwischen Kupfergraben und Neuem Museum auf der Museumsinsel entstehen wird, soll 'James-Simon-Galerie' heißen.
Möge uns unser größter Gönner verzeihen, dass wir ihm nun doch noch danken.

Dietrich Wildung
(aMun 29, S. 10-11)

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