Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums e.V.

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Berichte chronologisch

Aug 2020: Objekte: Bastet, die Sanftmütige, in Bubastis, einem Ort für Katzen

Verschmitzt lächelnd und mit großen Augen blickt die kleine Katze dem Betrachter entgegen. Dabei sitzt sie grazil aufrecht, sich ihrer edlen Schönheit sehr bewusst, aber auch in gespannter Erwartung und zum Sprung bereit. Haltung und Ausdruck spiegeln den wechselvollen Charakter der mit der Katze verbundenen Göttin Bastet wider. Schon aus dem Alten Reich (2700-2170 v. Chr.) kennen wir verschiedene Göttinnen, die in der Gestalt aggressiver Löwinnen alle Feinde des Landes abwehrten und als sanftmütige Katzen die Ägypter nicht nur vor Gefahr und Unheil beschützten, sondern ihnen auch Freude, Glück und Heiterkeit bescherten. Der Name der einzelnen Göttin wechselt und passt sich ihren jeweiligen Emotionen an: als Sachmet wütet sie und friedlich ist sie als Bastet - wie es in den altägyptischen Quellen heißt.


Unsere kleine Katze zeigt zwar die sanfte Anmut der Bastet, zwei Dekorationselemente weisen aber auch auf ihre kämpferische Natur hin: das von ihrem breiten Halskragen auf die Brust herunterhängende Auge und der auf ihrem Kopf eingravierte Skarabäus-Käfer. Beide Zeichen verbinden sie mit dem Sonnengott Re, als dessen Tochter und auch Beschützerin sie gilt. Der Skarabäus ist die Gestalt, die der Sonnengott am Morgen bei seinem Aufgang annimmt, damit ist er gleichzeitig ein Symbol für die Wiedergeburt und Erneuerung.



Das Auge des Re steht für die Sonne und kann auch durch die Katze repräsentiert werden. Dies geht auf den folgenden Mythos zurück: die Tochter des Re, die gleichzeitig sein Sonnenauge ist, stritt mit ihrem Vater und zog sich empört in die nubische Wüste zurück. Bei dem Streit wurde aus der sanften Sonnenkatze Bastet durch den Wutanfall die grimmige Löwin Sachmet. Durch den Verlust seines rechten Auges war das Sonnenlicht von Re entfernt und die Welt lag in Finsternis. Er schickte den Weisheitsgott Thot in Gestalt eines Affen, seine Tochter zurückzuholen. Dieser traf auf die wutschnaubende Sachmet und versuchte sie mit Geschichten zu beruhigen.


Während des Erzählens wurde die Göttin ruhiger und wandelte sich langsam wieder in die sanftmütige Bastet, die dann gemeinsam mit Thot nach Ägypten und zu ihrem Vater zurückkehrte. Zu Ehren ihrer Heimkehr und wegen der Freude über das wieder gewonnene Sonnenlicht feierte das ägyptische Volk ein großes Fest, das alljährlich als 'Bastet-Fest' wiederholt wurde. Geschichtlich reichen die Anfänge dieses 'Schönen Festes der Trunkenheit' bis in frühdynastische Zeit zurück und das Fest fiel bis ins Neue Reich mit dem Ansteigen der Nilflut zusammen, das den Beginn des neuen Jahres anzeigte.

Hauptsächlich begangen wurde dieses Fest im Hauptkultort der Bastet, Per-Bastet (Haus der Bastet), dessen Name in gräzisierter Form Bubastis heißt. Die heutige Bezeichnung des historischen Ortes, Tell Basta, leitet sich aus dem Arabischen 'Ruinenhügel der Bastet' ab. Bubastis liegt im südlichen Bereich des östlichen Deltas, zwischen den pelusischen und tanitischen Nilarmen und in der Nähe des Wadi Tumilat. Durch Bubastis führten die von Syrien und Palästina über die Sinai-Halbinsel kommenden Handelswege, wodurch der Ort schon seit dem Alten Reich eine bedeutende Metropole war. Aufgrund der durchgehenden Besiedelung des Stadtareals sind heute nur noch vereinzelte Gebäude aus dem Alten, Mittleren und Neuen Reich erhalten. Sie wurden nicht nur teilweise in den Epochen der Dritten Zwischenzeit und Spätzeit, in denen Bubastis eine Hochblüte erlebte, durch Neubauten und Ergänzungen überlagert, sondern auch in der Neuzeit durch die moderne Stadt Zagazig. Vollständig überbaut von dieser ist der ausgedehnte Katzenfriedhof, der daher heute archäologisch nur in kleinen Bereichen erschlossen werden kann. Dieser zeugt von der großen Verehrung der Göttin Bastet, ebenso wie der ihr geweihte und schon im Alten Reich erbaute, dann aber unter den beiden Königen Osorkon I. und II. in der 22. Dynastie (946-713 v. Chr.) erheblich erweiterte Tempel. Die Bedeutung der Stadt leitet sich zudem aus der Bezeichnung dieser Dynastie als die Zeit der Bubastiden ab, die von dem ägyptischen Priester Manetho (um 270 v. Chr.) in seinem Werk Aegyptiaca über die Geschichte Ägyptens geprägt wurde. Doch schon zweihundert Jahre früher erwähnt der griechische Historiker Herodot (490-430 v. Chr.) Bubastis in seinen Historien und insbesondere das Fest der Bastet, welches er mit dessen ausschweifenden Feierlichkeiten ausführlich beschreibt.

'Und die Ägypter machen Festversammlungen nicht nur einmal im Jahr, sondern oft, hier und da, hier und da, vor allem und am liebsten in der Stadt Bubastis [Â"] Wenn sie nun zum Fest nach Bubastis ziehen, tun sie folgendes: Männer und Frauen fahren zusammen, und auf jedem Kahn eine Menge von beiden. Einige der Frauen haben Klappern bei sich, und damit klappern sie, die Männer aber blasen Flöte, die ganze Fahrt über, die restlichen Frauen und Männer aber singen und klatschen mit den Händen. Und wenn sie auf ihrer Fahrt zu einer anderen Stadt kommen, legen sie mit dem Boot am Ufer an und tun folgendes: Einige Frauen tun, wie ich schon sagte, andere aber höhnen und necken mit lauten Rufen die Frauen in dieser Stadt, andere führen einen Tanz auf, andere stehen auf und heben ihre Kleider hoch. Das tun sie bei jeder Stadt am Fluß. Wenn sie aber nach Bubastis gekommen sind, feiern sie und bringen große Opfer dar, und Wein aus Reben geht bei diesem Fest drauf mehr als in dem ganzen Jahr sonst. Und da kommen zusammen, Männer und Frauen, die Kinder nicht gerechnet, an die siebenmal hunderttausend, wie die Einheimischen erzählen.' (Herodot, Historien II, Kap. 60).

Die Bedeutung der Stadt, nicht nur für den Katzenkult, zeigt sich in dem aus dem Alten Reich stammenden Tempel für die Verehrung und Versorgung der Ka-Seele des verstorbenen Pharao Pepi I. (2295-2250 v. Chr.). Aus dem Mittleren Reich (2070-1750 v. Chr.) ist ein großer Gebäudekomplex erhalten, der aufgrund seiner Raumstruktur, den zahlreichen Magazinen und der großen Empfangshalle als Gouverneurspalast bezeichnet wird. Hier wurden drei Statuen gefunden, von denen eine beschriftet ist und den Dargestellten Cha-kau-re-seneb als Vorsteher der Bastet-Priester bezeichnet. Die große und in historischer Zeit beeindruckende Tempelanlage der Bastet ist heute nur noch ein Trümmerfeld, da der Bau vermutlich bei einem Erdbeben um die Zeitenwende zerstört wurde.


Architektonisch lassen sich ein Eingangsgebäude im Osten, eine anschließende Festhalle für die zweimal jährlich stattfindenden großen Feierlichkeiten zu Ehren der Göttin Bastet und eine weitere Säulenhalle rekonstruieren. Teile der erhaltenen Dekorationen zeigen die Göttin nicht nur in Katzengestalt, sondern auch in ihrer ursprünglichen Erscheinungsform als Frau mit Löwenkopf. Allerdings wird in diesen Darstellungen nicht der kriegerische Aspekt betont. Viele, nicht nur aus Bubastis erhaltene Bronzefiguren aus der Spätzeit und griechisch-römischen Zeit, die als beliebte Gaben in den Tempel geweiht wurden, stellen Bastet als Frau mit Katzenkopf dar sowohl das Sistrum, ein altägyptisches Rasselinstrument haltend, das auf die Götterfeste hinweist, als auch eine löwenköpfige Aegis wie ein Schild vor sich tragend, um ihr kämpferisch-beschützendes Wesen zu betonen.


Weiterführende Links:
ÄM 11385 bei smb-digital.de

Olivia Zorn

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