Berlin | Kult des Künstlers: Giacometti, der Ägypter |
Berlin | Pyramiden und Sphinx |
Berlin | 5000 Jahre Afrika | Ägypten | Afrika |
Altägyptische Kunst gespiegelt im Werk eines der Großen der Kunst der Moderne - das eröffnet Perspektiven, die den Blick von der ikonologischen Betrachtungsweise auf formale Grundfragen lenken und hinter dem Werk den Künstler ahnen lassen. Alberto Giacometti hat sich über viele Jahrzehnte intensiv mit Altägypten auseinandergesetzt. Zahlreiche Zeichnungen nach ägyptischen Originalen - darunter auch Berliner Objekte - zeugen davon, und immer wieder kommt er in seinen Schriften und Interviews auf Ägypten zu sprechen. Vor allem zeigt sich seine Affinität zu Ägypten in seiner Visualisierung von Raum mit bildnerischen Mitteln, zu denen er sich durch die ägyptische Kunst anregen ließ. Dabei galt sein Interesse insbesondere dem gestalterischen Ansatz des Künstlers, den er - entgegen der ägyptologischen communis opinio - nicht als Anonymus, sondern als Individuum sah, das nicht weniger um Form und Stil rang als er selbst.
In die Skulpturensäle der Dauerausstellung des Ägyptischen Museums integriert, laden Werke Alberto Giacomettis aus der Giacometti-Stiftung Zürich dazu ein, dem Dialog zwischen Künstlern beizuwohnen, die über Jahrtausende in einer gemeinsamen Sprache kommunizieren. In dieser Gegenüberstellung offenbart Giacomettis Werk seine tiefe Verwurzelung in der Vergangenheit, und die Kunst Altägyptens gewinnt eine erstaunliche Frische und Aktualität. Maurizio Nannuccis ALL ART HAS BEEN CONTEMPORARY an der Museumsfassade kann durchaus als Einladung zu 'Giacometti, der Ägypter' verstanden werden.
Nach Ägypten zu reisen hieß für Touristen des 19. Jahrhunderts ebenso wie die von heute, mindestens die Pyramiden und den Sphinx von Giza zu besichtigen. Diese archaischen, auf 'biblische' Urzeiten verweisenden Monumente galten als das gewaltigste Mysterium, das jemals von Menschenhand geschaffen wurde. Wer sich mühevoll durch den tiefen Sand zum Sphinx hingearbeitet oder gar die Cheops-Pyramide erklommen hatte, wollte als Beweis und zur Erinnerung ein Foto. Diesem Bedürfnis kamen Fotografen nach, die ab etwa 1860 in den Touristenzentren ihre Studios gründeten.
In der Ausstellung werden ca. 60, zwischen 1852 und 1900 aufgenommene, großformatige Vintage-Fotografien gezeigt sowie einige Stereofotografien, Carte de visite und Ansichts-karten.
Dem Motto des diesjährigen Monats der Fotografie gemäß waren viele noch nie zu sehen. Die Fotokünstler hingegen sind Kennern gut bekannt: R. Murray, J. Robertson & F. Beato, F. M. Good, W. Hammerschmidt, A. Beato, F. Bonfils, P. Sébah, L. Fiorillo, Gebr. Zangaki, G. Lékégian, Abdullah Frères, H. Arnoux. Die Fotografien stammen aus dem Ägyptischen Museum, der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek, dem Bildarchiv Preußischer Kul-turbesitz, dem Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin, der Alphons-Stübel-Sammlung Früher Orientphotographie der Universität Jena und aus zwei Privatsammlungen.
Das große Interesse an der Kunst Afrikas resultiert nicht zuletzt aus deren Einfluß auf die Kunst der Moderne. Afrikanische Skulpturen im Kontext zeitgenössischer Kunst sind zu vertrauten Seherfahrungen geworden.
Die Sammlung Horstmann lädt in ihrer Ausstellung im Kunstforum der Berliner Volksbank zu einem Dialog ganz anderer Art ein. Ihre Meisterwerke, vom Sammler-Ehepaar Horstmann über Jahrzehnte nach künstlerischen Kriterien zusammengetragen, treffen sich mit altägyptischer Kunst. Die Ausstellung im Kunstforum zeigt nicht historische Verbindungslinien und Wege des Kulturtransfers auf, sondern macht durch die unmittelbare Nebeneinanderstellung afrikanischer und altägyptischer Kunstwerke formale und stilistische Analogien sichtbar.
Zwei Ziele werden damit verfolgt. In der Zusammenschau mit afrikanischer Kunst werden die Verwurzelung Altägyptens in und seine Ausstrahlung auf Afrika sichtbar. Die künstlerische Perfektion altägyptischer Werke lädt dazu ein, die vergleichbare Meisterschaft afrikanischer Künstler zu entdecken.
So verschmelzen die beiden Komponenten der Ausstellung, der Reichtum der Sammlung Horstmann und die Werke aus dem Ägyptischen Museum Berlin, zu einer stimmigen Einheit.