Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums e.V.

Skulptur-Formen

 
Der ehemalige Griechische Saal ist mit dem Nordwestflügel des Neuen Museums im Krieg völlig zerstört worden. Sein Wiederaufbau bietet den würdigen Rahmen für die Präsentation altägyptischer Skulptur. Nicht eine historische Abfolge gliedert den Raum, sondern Typologie des Menschenbildes in der ägyptischen Plastik. Die beiden Grundformen, die Stand-Schreitfigur und die Sitzfigur, sind jeweils in einem weiten Rechteck aufgestellt, in dessen Mitte sich die Besucher von allen Seiten beobachtet sehen und selbst zu einem Bestandteil der Inszenierung werden. Im hinteren Raumteil folgen Kniefiguren, Würfelstatuen und Schreiberfiguren. Vor dem Hintergrund der formalen Einheitlichkeit dieser fünf Statuentypen wird die stilistische Veränderung des Menschenbildes im Verlauf von drei Jahrtausenden unschwer sichtbar.
  • Stelophor des Sa-Iset
  • Foto: Statue
  • xx
  • xx
  • Würfelfigur des Senenmut mit der Tochter der Königin Hatschepsut - Nefrure
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Kniefigur

 
Als Stelophor hält der Kniende vor sich eine Stele, eine Tafel, auf der der Text seines Gebetes, meistens ein Hymnus an den Sonnengott, in Hieroglyphen aufgeschrieben ist. Als Naophor bringt er einen Schrein dar, in dem die Figur der angebeteten Gottheit steht. Als Opfernder hält er Gefäße oder eine Opferplatte. Die in den Höfen der Tempel aufgestellten Statuen werden von ihren Stiftern als Denkmäler genutzt, auf denen sie in biographischen Texten ihre Verdienste aufzählen. Diese an die Umwelt gerichtete Selbstdarstellung in öffentlich aufgestellten Statuen gewinnt in der Spätzeit ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. große Beliebtheit.
 

Schreiberfigur

 
Der im Schneidersitz am Boden Hockende, der auf seinem Schurz eine Papyrusrolle entfaltet hat, ist der Schriftgelehrte. Er gehört zur Elite der altägyptischen Gesellschaft. Historische Persönlichkeiten, die sich durch kulturelle Leistungen als Dichter, Architekten und Künstler einen Namen gemacht haben, werden in ihren Schreiberstatuen, die an Tempeltoren öffentlich aufgestellt werden, noch nach Jahrhunderten verehrt. Dem entspricht auch die Darstellung der Zeichen des Alters in den Fettwülsten des Oberkörpers - ein klarer Gegensatz zum sonst gültigen Ideal der Alterslosigkeit.
 

Sitzfigur

 
Die Sitzfigur zeigt den Menschen nicht in Ruheposition, sondern in angespannter, konzentrierter Haltung mit aufrechtem Oberkörper, hoch erhobenem Kopf und sorgfältig positionierten Armen und Beinen. In der Hieroglyphenschrift steht das Zeichen des Thronenden für 'vornehm, edel'. Hinter den Namen des Verstorbenen gesetzt, erhebt es diesen zu einem Verklärten, zu einem ewig Lebenden. Der eng anliegende Mantel, den manche Sitzfiguren tragen, unterstreicht diese Bedeutung. Er ist dem Ornat des Osiris entlehnt, des Gottes der Auferstehung.
 

Stand-Schreitfigur

 
'Im Gehen stehend und gehend im Stehen' beschreibt Thomas Mann die Haltung der aufrechten Figur. Im räumlichen Gerüst von rechteckiger Basisplatte und Rückenpfeiler läuft eine Senkrechte vom Kopf der Figur zum rechten Fuß; die Diagonale des linken Beines gibt der Figur eine virtuelle Bewegung, die noch nicht vollzogen ist. Dieser Statuentypus garantiert die physischen Kräfte, die Funktionsfähigkeit des Körpers als eine der Voraussetzungen ewigen Lebens.
 

Würfelfigur

 
Erst zu Beginn des Mittleren Reiches um 1950 v. Chr. tritt der Typus der Würfelfigur auf. Die mit eng angezogenen Knien am Boden hockende Figur ist in einem Kubus verborgen, aus dem oft Füße und Hände herausschauen. Der aus dem Kubus ragende Kopf gewinnt im Gegensatz zur geschlossenen Würfelform besondere Lebendigkeit. Die Flächen des Würfels bieten Raum für biographische Inschriften. Wie die Kniefigur ist auch die Würfelfigur eine Statuenform, die für den öffentlichen Raum bestimmt ist. Die Bedeutung dieser Statuenform ist noch nicht geklärt.

Überblick

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